Freitag, 4. September 2009

Rückzugsort

Nachdem ich heute den Kleinen mit seinen Eltern zur Kinderkrippe gebracht hatte und mit Aude, die zZ schreickliche Rückenscherzen hat, die Familieneinkäufe erledigt hatte, hastete ich zum Bahnhof…
Immerhin bestanden heute Chancen darauf, dass Ferrua Zeit für mich finden könnte, um mir das „Sanctuaire Laghet“ zu zeigen.
Es steht natürlich außer Frage, dass der Zug mal wieder 15min nach planmäßiger Abfahrt kam – das SNCFsche Viertelstündchen sozusagen…
In Monaco freute sich Ferrua über meine Präsenz (das hoffe ich zumindestens). Da ich heute nich allzu früh in Monaco war, habe ich ihm etwas Zeit gegeben seinen Schreibtisch abzuarbeiten und so konnte er sich für mich wieder einmal etwas Zeit freischaufeln, um mich zum Sanctuaire Laghet zu begleiten.
Ich dachte ja zuerst da könnte ich mich alleine hin durchwurschteln mit den 3-4 Bussen die am Tag von Nizza dort hinfahren (oder aber die 2-3 Std. bergsteigen^^), aber als wir dann in seinem kleinen Auto die Grande Corniche entlang fuhren und ich die Entfernung einschätzen konnte, war ich doch froh darüber, dass mir diese Umstände erspart wurden.

Zudem lag es ihm auch sehr am Herzen mir selbst das Kloster erklären zu können. Er hat nämlich, wie soll ich sagen, ein sehr persönliches Verhältnis zu diesem Kloster, da er in gewissem Sinne hier zum Glauben (zurück)gefunden hat… und im Laufe dieser Entwicklung die Entscheidung getroffen hat, Diakon zu werden.

Hier seht ihr übrigens eine recht moderne Skulptur der heiligen Maria (mit Jesus im Körper)
Die musste ich einfach fotographieren, die fand ich cool. Wenn man die Skulptur vom Profil betrachtete konnte man das Bild Jesu nicht sehen, und von vorne sah man nur Maria hauchdünn... hat mir gefallen.

Die Rundführung war also nicht nur eine intensive Privatführung der Kapellen und der ganzen, sehr abgelegenen Klosteranlage, sondern auch ein sehr ehrliches, privates Gespräch, dass mir sowohl für die Studie als auch für mein eigenes Leben neue Erkenntnisse gebracht hat.

Zunächst noch zum Sanctuaire Laghet: Hoch in den Bergen zwischen den Städten La Turbie und La Trinité liegt in einem hügeligen Waldstück das Sanctuaire Notre-Dame de Laghet. Als Ort des Gebetes bekannt und mit einer faszinierenden Schlichtheit, Einsamkeit und Stille läßt dieser Ort eine Magie entstehen, die einen Ausgleich zur Alltagshektik und der Schnellebigkeit Monacos gibt.
Sobald ich aus dem Auto stieg fühlte ich mich „zuhause“, Wälder, lächelnde oder in sich gekehrte Gesichter von Menschen auf Wallfahrt, ein ruheausstrahlender Ort.

Das tat wirklich gut. Ich hatte anders als in Monaco nicht mehr das Gefühl in Hektik zu sein, nicht das zu erreichen, was ich mich wünsche, dem Alltagsstress nicht gerecht zu werden. Ich war einfach ich, lebte – ein Ort der Erfüllung irgendwie.

Diese Vollkommenheit des Ortes scheinen auch noch eine Vielzahl anderer Leute so empfunden zu haben, dies läßt sich zumindestens auf den hunderten von Gemälden mit Danksagungen, die überall im Kloster zu finden sind, erkennen. Ein wirklich außergewöhnlicher Ort, der einen Kontrast zu dem Monaco bildet, das ich bisher kennengelernt habe.

Gerne hätte ich hier einige Tage verbracht, wie es eigentlich mit den Nonnen vereinbart war.
Nunja, ich will nicht negativ urteilen, aber ich bin nach wie vor von diesen zu tiefst enttäuscht. Erst sagen sie mir zu, dann sagen sie in letzter Minute ab, bieten mir aber an, mich für eine Klosterführung zu empfangen, dann antworten sie nicht, und wenn ich dann wirklich da bin, sagen sie nur kurz Bonjour und führen ihr privates Gespräch weiter. Ich war dann echt froh mit D.Robert Ferrua dort zu sein, der kannte sich nicht nur perfekt aus, sondern gab dem ganzen auch noch eine private Intonation.

Das dieses Kloster zwar eigentlich auf französischem Boden liegt, ließ sich zwar auch erkennen, aber inoffiziell gilt es als Kloster Monacos, am 1.Mai findet die jährliche Wallfahrt (Wanderung/Bergsteigen) von Monaco nach Notre-Dame-de-Laghet statt und auch die Unterkünfte und Lehrsäle der (zur Zeit 2) monegassischen Seminaristen ist dort untergebracht. Zudem bietet das Kloster ein kleines Hotel für Wallfahrten an, ein kleines Restaurant und eine sehr hübsche Boutique. Diese schauten wir uns natürlich auch an, und ich muß sagen, die ehrenamtliche arbeitende Verkäuferin war reizend. Von D.Ferrua bekam ich zum Andenken sogar noch 2 Bücher über das Kloster geschenkt, weshalb ich wirklich gerührt war. Schließlich fand ich noch ganz reizende „Geschenke“ für Familie und Freunde (will hier nicht genau posten um was es sich handelt, sonst ist die Überraschung hin).
Diese segnete D.Ferrua dann sogar noch in der ursprünglichen Kapelle des Sanctuaires.


Vor der Rückkehr nach Monaco, brachte mich Ferrua noch zum „Tête du chien“ einem Felsvorsprung, der ehemals Militärgelände war, aber mittlweile der Öffentlichkeit zugänglich ist. Von Touristen ist noch keine Spur, daher auch noch keine Wege, Parkplätze etc. ein einfach kleiner Serpentinenweg führt zu dem Felsen, von dem man eine fantastische Aussicht auf ganz Monaco hat. Außerdem kann man die gesamte Küste von Italien bis hin zur Grenze des Vars erkennen. Ein wirklich toller Tag also…

Übrigens hat der Felsvorsprung nichts mit einem Hund gemeinsam, der Name ist lediglich auf eine Fehlübersetzung vom Monegassischen ins Französische entstanden.

Am frühen Abend bin ich wieder zurück nach Cagnes, aber weil ich der Familie auch noch ein Bißchen Zeit für sich geben wollte, habe ich mich in der Bibliothek der Stadt eingerichtet, um die Erlebnisse des heutigen Tages festzuhalten.
Gerne wäre ich auch ans Meer gegangen, aber draußen ist ein solch heißer Wind (der aus der Sahara kommt), dass es kaum auszuhalten ist…
Überhaupt war ich bisher er einmal am Strand. Das ist doch nicht normal! Ich glaube ich sollte mittlerweile echt einen Gang zurückdrehen… und die Zeit auch genießen. Ich glaube morgen verbringe ich den Tag mit dem kleinen Arthur und seinen Eltern. Und ich sollte einfach mal ausschlafen, nachdem Arthur gestern beispielsweise um 5h30 in seinem Zimmer brüllte (Albtraum) habe ich das gewiß nötig.

Nachtrag: Die Ereignisse der Bibliothek. Liest man mir mein Thema eigentlich von den Augen ab? In der Bibliothek wurde ich gewiß eine Stunde lang von einem älteren Herren begutachtet, der mir gegenüber saß. Er glaubte wahrscheinlich ich bemerke es nicht, aber ich lächelte ihm ab und zu mal nett zu. Ein Gespräch hätte ich ja eh nicht erwarten können, da es in der Bibliothek immer still ist - und das ist auch gut so!!! =) doch…
… als ich dann auf die Toilette ging, war er zufällig gerade am Ausgang und schaute mich nocheinmal genauer an. „Ach ich dachte es sei ein Kreuz, was Sie um den Hals tragen, aber es ist ein Vogel oder?“ – Also erklärte ich ihm das Taize-Kreuz/die Taube… und es wurde ein wirklich interessantes Gespräch über Glauben...
auch erfuhr ich, dass morgen um 18h30 der neue Pfarrer (Curé) in Cagnes-sur-mer eingeführt wird und daher der Bischoff von Nizza anwesend sein wird...
Da will ich doch mal die Gelegenheit nutzen, den Bischoff von Nizza zu seinem Verhältnis mit der monegassischen Kirche zu befragen. Das kann recht interessant werden. Also muss ich recht früh wieder in Cagnes-sur-mer sein.
... und für Sonntagmorgen 11h00 erwartet man mich nun in Notre Dame de la mer au Cros de Cagnes... wenigstens schon ein paar Termine fürs Wochenende... wenigstens ist gut, ich bin schon wieder voll ausgeplant.

Erkenntnisse des Tages:
(1) Monaco tut alles, um das ganze Jahr Aktivitäten zu bieten, aber manchmal ist es vielleicht auch ganz gut einfach nur Zeit der Stille zu haben!?!
Das fehlt in Monaco völlig. Das Sanctuaire Laghet bietet als Ort der Stille einen Fluchtort zur Alltagshektik.

(2) Die heutige Gesellschaft ist viel zu viel darauf beschränkt lediglich zum Bitten und Fordern zu Gott/zur Kirche zu kommen, sodass sie völlig vergisst, auch für den Reichtum/das Glück/das Gegebene zu danken - ein Grund warum die Kirchen in Monaco so leer sind.

(3) Oft braucht man sich nur in seinem nahen Umfeld umzuschauen, die Augen zu öffnen und schon findet man Kontakte, Gespräche, Impressionen, die einen weiter bringen.

(4) Bei diesem Wind sollte ich nicht mehr im kurzen Rock vor die Tür gehen =)

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