Sonntag, 30. August 2009

zwei verschiedene Welten - Reflexion

Eine einzige Kirche, eine Gemeinde, eigentlich sollten die Messen doch in allen Ländern gleich sein, die Kirche die gleiche Prinzipien vertreten und die Gemeinschaft in den Gemeinden sich wenigstens ähneln, oder?
Mittlerweile habe ich mir einen recht guten Eindruck von den veschiedenen Ländern und Messgewohnheiten verschaffen können und komme im Moment zu dem Schluß, dass es dennoch sehr, sehr große Unterschiede gibt!
Auch, wenn die Messen vom Ablauf alle gleich sind, gibt mir doch die Kirche in jedem anderen Land ein anderes Gefühl.
Vielleicht ist es das was Kirche ausmacht, nicht Prinzipien, nicht Aktionen, Angebote, sondern einfach das Gefühl der Dazugehörigkeit, der Gemeinschaft, der Glaube, den sie vermittelt!
In der Messe in Frankreich ist alles viel fröhlicher, lebendiger, menschlicher während der Messe als auch das Beisammensein nach der Messe. Ein kleines Apperitif, ein Getränk, es wird die Gemeinschaft, die gepredigt wird auch gelebt.
Zudem stört es auch keinen, wenn mal ein Kind schreit, nein der Gottesdienst wird so zugeschnitten, dass es für alt und jung interessant bleibt und jeder eine Rolle übernehmen kann (Mädchen als Kinderbetreuer, tragen die Gaben zum Altar etc, Jungen als Messdiener und Erwachsene als Kommunionhelfer, Lektoren etc, musiziert wird auch in jedem Alter)

In Deutschland finde ich unsere Messen im Vergleich zu Frankreich schon eher traurig. Zwar kann jeder eine Aufgabe übernehmen, es gibt zwahlreiche Angebote und es herrscht eine gute Gemeinschaft, aber der Messablauf ist zu monoton, bei dem kleinsten Husten drehen sich die Leute um und eine Mutter mit schreiendem Kind flüchtet sofort in die Seitenkapelle oder nach draußen. Nach der Messe bleibt nur ein winziger Teil der Gemeinde zum Unterhalten, zur Reflexion oder zu organisatorischen Zwecken vor der Kirche.
Obwohl es einiges zu verbessern gäbe (besonders bei der musikalischen Gestaltung) fühle ich mich wohl.

Wie aber sieht es in Monaco aus?
Messdienertätigkeit ist für Mädchen und Jungen gestattet aber bis auf die Messdiener ist sowieso kaum ein Minderjähriger in der Kirche anwesend.
In der Kirche herrscht Totenstille, musizieren? - Orgelmusik - klar, das ist schön, aber lebendig nicht wirklich... alles ist recht steif, altmodisch und monoton gestaltet.
Ob Beerdigung oder Hochzeit, ich wette man merkt kaum einen Unterschied während der Messe (außer, dass die Orgelmusik eventuell von moll in dur Tonarten umschwenkt)
Nach der Messe, ist der Pfarrer noch nicht aus der Kirche ausgezogen, da sieht man auch nur noch den Rücken der nach Hause flüchtenden Leute. Alle sind ja so im Stress, was ein hektisches, schnelllebiges Leben, ein Wunder, dass es überhaupt noch Menschen gibt, die sich die Zeit für Kirche nehmen.
Natürlich, den harten Kern findet man überall vor, und auch mit den 2-3 Leuten amüsiere ich mich gut, aber es ist schon etwas ganz anderes hier.

Das alles macht mich ziemlich nachdenklich. Wie könnte man die Menschen in die Kirche locken, Gemeinschaft aufbauen, Kirche leben in einer derart egozentrischen Gesellschaft?
Vielleicht liegt es auch daran, dass zur Zeit noch Ferien sind, aber in Frankreich sind immerhin auch noch Ferien... wir werden sehen, was sich noch so ergibt!

Aber im Moment scheint es, als würde der Reichtum der Kirche Monacos der Gemeinschaft der Gläubigen keine Vorteile zu bringen.
Dieses Bild finde ich recht passend zum Thema:

Noch hält das Geld die Kirche zusammen...

Was hat man von einer für 100000 Millionen euro restaurierten Orgel? Von enorm hohen Gehältern der Pfarrer?
Was hat man davon, wenn die Kathedrale zu Orgelkonzerten gefüllt ist, aber zu einer Sonntagsmesse nur 50 Menschen auftauchen, die schon vor Ende der Messe wieder hinausstürmen. Wie ist das Leben nur hektisch.
Wozu lebt man heute eigentlich noch? Um nicht die Zeit zum Gespräch zu nehmen, um Verpflichtungen nachzurennen?

Erkenntnis des Tages:
(1) Ce qui fait la vie d'être vécue, ce sont les rencontres avec les hommes! (Guy de Mauspassant)
Es sind die Begegnungen mit Menschen, die das Leben lebenswert machen