Freitag, 18. September 2009

Les au revoirs et musée ozeanograhique

Wie ich vielleicht schon angemerkt hatte, sind Henri und ich ständig in gutem Kontakt und so wurde ich an meinem letzten Tag noch einmal zum Mittagessen zu ihm und seiner Familie eingeladen. Das war wirklich ein toller Abschied.

Im Zug nach Monaco hatte ich kleines Problem mit meinem Handy. Zunächst durfte ich feststellen, daß mein Handyladegerät über Nacht nicht geladen hatte und nachdem ich eine SMS an Marcello schrieb, ob er denn in Monaco sei und ob wir uns kurz treffen könnten, um sich voneinander zu verabschieden, gab es natürlich seinen Geist auf. Ganz klasse, so konnte ich seine Antwort wohl nicht mehr rechtzeitig erhalten (weil ich mich auch nicht mit Ladegerät in Monaco fortbewege und in diese französischen Handys zumeist SIM-lock gesperrt sind. Ich dachte mir nach ein paar Minuten, vielleicht klappt es, das Ding noch einmal anzuschalten, um wenigstens mit Henri einen Treffpunkt zu vereinbaren. Obendrein zu dem Akkuproblem verwehrte es dann auch noch dreimal den PIN und nun habe ich ein gesperrtes, akkuleeres Handy, damit hat sich die Frage mit der SIM-Karte in ein Touristenhandy schieben auch erledigt. Ganz klasse, jetzt kann ich auf gut Glück durch Monaco laufen und Bekannte suchen. Toll, na ja, zu Beginn hab ich sie ja auch so getroffen, wieso also nicht zum Abschied wieder? Wenigstens hat ein netter Mitzugfahrer mir dann sein Handy geliehen, auf das ich mich mit Henri verabreden konnte. „12h15 vor der Kathedrale“ – super – freu!


Zunächst ging ich dann also zu Sainte-Dévote und verabschiedete mich von allen Anwesenden.

Leider war Robert Ferrua bereits auf Wallfahrt und daher konnte ich ihm nicht persönlich „Au revoir“ sagen.

Dafür habe ich ihm aber diese Danke-Kerze auf dem Schreibtisch hinterlassen. Schade, sich nicht persönlich von ihm verabschieden zu können, aber nicht mehr zu ändern. Wie Pfarrer Carlo schon meinte, bei meinem nächsten Besuch in Monaco sehe ich ihn dann wieder. Das ist total eigenartig, alle gehen davon aus, daß ich früher oder später eh zurückkomme. Würde ich ja gerne, aber im Moment weiß ich nicht wann das möglich seinwird. Bald geht ja immerhin schon das Studium los.

Danach habe ich mich beeilt, um auf den „Rocher“ zu kommen… in nur 7 Minuten stand ich auch schon neben der Statue des Francesco Grimaldi und starrte auf die Menschenmassen, die mir den Blick auf den Fürstenpalast verwehrten.

Noch nie hatte ich nämlich den Austausch der Wachposten des Fürsten miterlebt, der jeden Mittag um Punkt 12h00 stattfindet. Irgendwie war mir das nie so bewußt, daß das nur einmal am Tag stattfindet und hin und wieder tausend Touristen dort standen. Ich habe mich doch nie gefragt wieso und bin immer weiter gegangen nach dem Motto: du kommst wieder, wenn hier weniger los ist =) Jetzt weiß ich wieso da mittags immer so ein Andrang war^^

Man erklärte mir (ich wie Quelle nicht nennen), daß nur Ausländer den Dienst der Wachposten übernehmen dürfen, da ein Monegasse sein Leben nicht für den Fürsten aufopfern dürfe (genauso wie das Casino-Spiel-Verbot). Und, weil die Wachen nichts wirklich können müssen außer zu versprechen, im Notfall ihr Leben für den Fürsten zu lassen, sind sie wohl oft „weniger gescheit“. Sehr guter Gehalt für minderintellektuelle Männer. Ob dies nun stimmt oder nicht, kann ich nicht beurteilen, ich fand es nur sehr lustig, solche Insider-Infos und –Vorurteile zu bekommen.

Der Austausch der Wachposten sah dann so ungefähr aus: Ich fands lustig, aber, wenn ich mir vorstelle, daß die jeden Mittag um diese Ablöse der Wachen ein solches Gehabe machen, dann ist das schon wieder albern. Dennoch war es toll, es mal mitzuerleben. Die Glocken läuten, es wird Trompete gespielt, die Wachen marschieren im Gleichschritt, sie präsentieren ihre Gewehre, und lösen am Ende diejenigen von ihnen ab, die seit 24 Stunden Dienst hatten. Nachdem die Wachposten wieder verschwunden waren und die Wachen im Dienst zurück mehr oder weniger regungslos an ihren Posten standen, verschwanden die Touristen wie im Fluge, und auch ich lief die paar Meter zur Kathedrale weiter. Schnell, bevor der Ansturm der Touris kommt.

In der Kathedrale dankte ich zunächst für diese tolle Reise, für die Bekanntschaften die ich machen durfte… als ich mich dann umdrehte und zur Orgel schaute, winkte mich auch schon ein bekanntes Gesicht nach oben. Das kann doch kein Zufall mehr sein? Marcello – wer sonst. Egal in welcher Kirche ich bin, er ist auch dort. Also ist er bereits aus Italien zurück und stellte mir oben bei der Orgel einen weiteren Organisten vor. Das Gespräch war zwar kurz, aber wie immer sehr frisch und lustig! War toll, ihn noch mal wieder zu sehen, und das, trotz akkuleerem, SIM-Karten gesperrtem Handy…

Um 12h15 war dann wie verabredet auch schon Henri vor der Kathedrale und wir fuhren zu ihm nach Hause, wo Karine und Martine schon auf uns warteten. Schon komisch, daß dies das letzte Mal bei ihnen war, zumindest vorerst. Die sind für mich alle zu richtig guten Freunden geworden.

Wir sprachen über alles Mögliche, nicht nur über Kirche, das war alles total locker und eben unter Freunden.

Henri hat mir außerdem noch einen eigenen pastoralen Kalender fürs kommende Jahr (2009/2010) gemacht – praktisch eine privates Exemplar (auf dem ich das Titelbild bin während ich die 1.Lesung halte), zudem hat er mir noch zahlreiche Prospekte über Monaco besorgt und mir die CD mit den Kirchenliedern geschenkt. Ich war wirklich gerührt.

Nach einem sehr leckeren Mittagessen, sind wir dann wieder auf den „Rocher“ gefahren und ich habe den Nachmittag dazu genutzt das ozeanographische Museum zu besichtigen.

Ich war mir in den letzten Wochen nicht sicher, ob es das Eintrittsgeld von 13 Euro wert ist, aber ich muß sagen, daß ich es ehrlich genossen habe. Zunächst bewunderte ich die Aquarien, in denen alle möglichen Fischarten zu finden waren (nur Rochen habe ich keine gesehen)

und nach 2 Stunden bin ich dann langsam in den Museumsteil hinaufgegangen. Das war zwar weniger faszinierend, wie die lebendigen Tiere, aber dennoch höchst interessant, viele Skelette von Fischen, dinosaurierähnlichen Wesen und viele konservierte Meerestiere, Fossilien (die fand ich besonders toll!) und Erklärungen über Erklärungen.

Das Besondere an diesem Institut ist, daß nicht einfach nur Tiere wie in einem Zoo zu begutachten sind, oder nur Erläuterungen wie in einem Museum zu finden sind, nein, es verbindet beides super und beim Museumsteil findet man nicht nur Erläuterungen zu den Tieren, sondern auch zu den Forschungsmethoden Informationen zu finden sind. Ach ja, noch kurz etwas Witziges:

An diesem PC (mit Touchpad) konnte man sich Informationen zu einigen Forschungs- und Tiefenmessungsmethoden oder Strömung, Anziehungskräften oder ähnlichem holen, und um nicht alle Besucher zu stören, bekam man die auditiven Infos per Kopfhörer. Nun ja, ich fand das echt cool, aber die Kopfhörer erinnerten mich sehr an DJs und dazu war es noch so dunkel, nur die Aquarien waren beleuchtet. Das erinnerte mich sehr an Disko, also tat ich so, als würde ich zu der Musik mittanzen, schwenkte mit dem Kopf, das fand ich irre witzig =) Und die Touris grinsten mich alle an, ein paar nahmen sogar das zweite Kopfhörerpaar auf den Kopf, um sich davon zu überzeugen, was ich hörte.

Eine ältere Frau bekam einen Lachanfall, als sie merkte, daß der Reporter mit völlig sachlicher Stimme die Tiefenmessungsmethoden erklärte, während ich dazu tanzte =)

Ich weiß, es ist albern, aber glaubt mir, es war lustig^^

Ich denke, man merkt mir meine gute Laune an, oder?

Eine weitere Besonderheit des Museums brachte mich zum Lachen:

Hat irgend jemand schon einmal ein solches Schild in einem deutschen Museum gesehen? – Ich noch nicht. Ja, die Franzosen und Monegassen essen eben wirklich alles und da muß man in einem Museum dazuschreiben, daß man diese seltenen Arten nicht zu oft essen sollte (eben aus Artenschutz) total witzig.

Ein junger Mann im Museum lief von Aquarium zu Aquarium und erklärte seiner Begleiterin welcher der Fische, Krabben, Garnelen, Tintenfische, Schnecken, was auch immer davon am Besten schmecken würde. Typisch französisch eben. Das brachte mich echt zum Lachen.

Nach all den Infos rauchte mir zwar der Kopf, aber ich war glücklich:

Über den Tag, über die Reise – es war einfach ein toller Abschluß heute – und da machte mir die Erkältung schon viel weniger aus.

Gegen 18h00 erwischte ich einen Zug und beeilte mich heimzukommen, da ich abends Babysitten sollte/wollte. Alexis und Aude waren mit Freunden in einem Restaurant eingeladen und so paßte ich auf den kleinen Arthur auf.

Zur Feier des Tages war der so brav wie noch nie zuvor, er aß total brav seinen Teller auf, das Eis dazu, ohne auch nur zu probieren, seinen Teller umzuschütten. Das ist nämlich in der letzten Woche sein Spiel gewesen – er nahm zB gestern seine Suppenschüssel und kippte sie komplett rum und saute sich und die gesamte Küche zu. Na ja, heute war er ein kleiner Engel und er ging ohne jegliches Geschrei nach dem Zähneputzen und der Gute-Nacht-Geschichte ins Bett.

Beim Abendessen schaute ich dann den Film Yamakasi (ein französischer Film), der war ganz cool, vor Allem, wenn man von dem Sport Parcours begeistert ist…

Aude und Alexis kamen dann recht spät heim und hatten scheinbar auch einen sehr schönen Abend verbracht. Wir verbrachten dann noch einige Zeit mit quatschen und ich kann nur noch einmal bestätigen, daß ich richtig froh bin ihre Bekanntschaft gemacht zu haben.

Erkenntnisse des Tages :

(1) Mir ist dieses kleine außergewöhnliche Fürstentum wirklich ans Herz gewachsen. Ich hätte nicht gedacht, daß man in diesem Multi-Kult-Staat, der Wohlstandsgesellschaft doch solch echte Freundschaften aufbauen kann.

(2) Die Unterwasserwelt verbirgt wesentlich mehr Geheimnisse als man vom Land aus zu erdenken vermag.

(3) Irgendwie habe ich noch gar nicht wirklich realisiert, daß dies mein letzter Tag in Monaco war.