Donnerstag, 10. September 2009

Wallfahrt des Lächelns

Heute habe ich mich also genauer mit der Organisation Lourdes Cancer Espérances beschäftigt.

Eigentlich war das gar nicht geplant, aber da nennt man eben "Work in progress" und die Erzählungen haben mich so beeindruckt, dass ich mehr darüber erfahren wollte... also ein kleines Interview geführt, was mich dennoch sehr fasziniert hat. Das Ziel der Mitliederversammlungen ist es nicht nur, die Wallfahrt nach Lourdes vorzubereiten, sondern auch, sich im Alltag zu unterstützen.

Natürlich, dachte ich zu Beginn, das muss alles ziemlich niederdrückend sein, sich in einer Gruppe mit weiteren Sterbenskranken (Krebskranken) wiederzufinden, aber das Mitglied mit dem ich redete strahlte eine derartige Lebensfreude aus, das mich seine Stimmung richtig ansteckte. Keine Spur von "in gegenseitiges Mitleid verfallen"...

Hier sehr ihr ein paar Bilder der letzten Wallfahrt... ich finde nicht, dass sie danach aussehen Trübsal zu blasen, oder?
Während der Wallfahrt nach Lourdes, die dieses Jahr in der letzten Septemberwoche stattfindet und zu dem sich alle Verbände von Lourdes Cancer Espérance treffen, würden zumeist ca. 2-10 Leute sterben, doch dennoch merke man den hoffnungsvollen Menschen kein Trübsal an.
Das die Wallfahrt der Krebskranken auch als "pélerinage de sourire" bekannt ist, erstaunte und ergriff mich wirklich...

Nach der Rückkunft in Cagnes, war ich noch einmal in der Bibliothek, habe meine neue Bekannte (Bibliotheks-Angestellte) getroffen, die mich wieder (trotz d.geschlossenen Tages) hineingelassen hat und ich habe mit Klima-Anlage, das Interview für den Bischoff ausgepfeilt.

Als ich dann eben die Email d.Vicars erhielt war ich natürlich weniger begeistert: Es scheint nicht möglich zu sein, dass ich ihn treffe und die Umfrage hat er mir auch nicht genehmigt (Ich hatte sie ihm extra per Email zugeschickt.)
Er meinte, er könne mir anbieten, mich nächste Woche zu treffen (also lediglich der Vicar) und dann könne man nochmal genauer meine Umfrage besprechen! Na toll, und was soll das bringen. Selbst, wenn ich sie dann 2 Tage vor Abreise genehmigt bekäme, könnte ich ja nicht mal mehr genügend Leute befragen, um ein fundiertes Ergebnis zu erlangen... also entweder ich führe die Befragung unerlaubt durch oder ich sehe das als Aussage für sich. Vonwegen Pressefreiheit!!! Nichts da!
Hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass ich von 2 hospitalityclub-Mitgliedern Antworten erhalten hatte? Ich glaub das hab ich vor Genervtheit fast verdrängt. Sonntagabend antwortete mir ein junger Mann, dass ich Montag auf Dienstag bei ihm schlafen könnte - cool dachte ich zunächst, aber als ich dann sein Myspace-Profil (u.ä) anschaute und Aude (um eine zweite Meinung zu haben) einen Blick darauf werfen ließ, entschied ich abzusagen. Zwar soll Monaco recht sicher sein, aber um ehrlich zu sein, sah mir das alles nicht sehr vertrauenswürdig aus! Nur Partybilder, Photos von Sauf-Orgien - nein danke, ich will gerne lebendig und ohne Drogenerlebnisse die Reise beenden!
Dienstagmittag erhielt ich eine Nachricht einer recht netten Frau (Mitte 40), mit der ich schon vor einiger Zeit in Kontakt getreten war. Sie hatte mir ja schon gesagt, dass sie zur Zeit sehr viel unterwegs sei und, dass sie, wenn überhaupt erst in letzter Minute Bescheid sagen könnte, aber scheinbar hatte sie sich den Dienstagabend noch nichts vorgenommen und bot mir an, zu ihr zu kommen...
Tja, ich sollte sie so schnell es ging auf dem Handy anrufen. Dumm nur, dass ich bis abends in Monaco war und keinen Internetanschluss hab, wenn ich meine Studie durchführe. Was glauben die Menschen, dass ich mit nem I-Phone rumlaufe und alle 5 Min meine Emails checke? Natürlich war es dann schon zu spät, wieder zurück nach Monaco zu fahren, vor allem, weil sie am nächsten Motgen schon wieder verreiste.
Nunja, man muss gestehen, sie hat es versucht mir die Übernachtung im Fürstentum zu ermöglichen. Leider nur etwas dumm gelaufen mit der Planung.
However, ich halte noch nicht allzu viel von dem Kontaktsuchen übers Internet. Vor Ort läuft doch dann alles viel einfacher, wenn man sich erst einmal ein Bild seines Gegenübers machen kann. Vielleicht bin ich zu traditionell, vielleicht aber auch einfach realistisch und nicht naiv.

Wieauchimmer, ich bin super müde (Arthur war ab 5h30 wach und seit er aus der "Crèche" zurück ist, war er nur noch am Schreien. Hab Kopfweh!)
Ab ins Bett, es ist schon wieder Mitternacht geworden.

Nunja, immerhin war es Alexis Geburtstag. War ein gemütlicher Abend mit den beiden. Ich bin extra früh heimgekommen und wir haben alles schön dekoriert und Tisch gedeckt etc. als dann Arthur in letzter Minute meinte, seine Suppe über den eingedeckten Tisch gießen zu müssen. Boah! =)
Also haben wir schließlich das Dîner, samt der Charlotte (Löffelbiscuit-Nachtisch) vor dem TV gegessen, war aber meiner Meinung nach gemütlicher als steif am Tisch zu sitzen. Mir hat' zumindestens sehr gefallen.
Und die Süßigkeiten-Pizza kam auch super an. Na, da hab ich doch das richtige Geschenk erwischt. Wenigstens weiß ich, dass es kein Staubfänger ist. Wir haben kräftig zugeschlagen =)
Nunja, morgen Abend gibt's ja dann noch die Feier mit Freunden, da werd ich dann auch mal mit anpacken... ach ja, dafür haben wir übrigens auch schon heute den Hasen vorgebraten...

dh.wir haben ihn in den Topf getan und uns dann mit dem Sezieren des übrig bleibenden Tieres beschäftigt. Ich traute mich erst nicht die Frage zu stellen, weil ich das Herz, die Lungen und Nieren etc. ja eigentlich nur in den Müll schmeißen sollte, aber auch Aude schien das Lustig zu finden.

So hat sie, während ich mit dem Küchenmesser sezierte und versuchte die inneren Organe des Hasens anzuordnen und ihre Fuktionalität zu überprüfen, ihre Anatomiebücher geholt.

Das war echt ne nette Zeit, auch, wenn's nichts mit meiner eigentlichen Studie zu tun hat...
However, auch das gehört zu den (schönen) Erfahrungen einer Studienreise - die perönlichen Kontakte.
Sie meint, ich sei mittlerweile wie eine kleine Schwester, sie würde sich mit mir eher besser verstehen als mit ihrer echten Schwester... ich hoffe mal das ist ein Kompliment und, daß sie es noch nicht bereut mich bei sich aufgenommen zu haben.
Leider, leider mag sie nicht, daß ich hier Photos von der Familie ins Internet stelle, deshalb kriegt ihr die Photos der Geburtstagsfeier und der Freude über die Süßigkeiten-Pizza (noch) nicht zu sehen (zumindestens nicht übers Internet).

Auch, wenn das hier vielleicht ebenfalls nicht hingehört, möchte ich noch schnell die für mich wohl wichtigste Neuigkeit der letzten Woche verkünden.
Rachel haben eine kleine Tochter . . . und: Sie heißt JULIA NYRA!!!!!
Bin total gerührt!!!!!!!!
Hier die glückliche Familie,

ich hab der kleinen Julia natürlich gleich heute eine Postkarte geschickt =)

Erkenntnis des Tages:
(1) Die heutige Gesellschaft erkennt gar nicht wie gut sie es hat. Den Wert des Lebens erkennt man erst, wenn man reflektiert. Wie kann es möglich sein, dass ein dem Tode erklärter junger Mensch von Lebensmut und Freude sprotzt, während eine blonde Ferrari-Fahrerin im gleichen Viertel ihrem Gesichtsausdruck nach zu schließen, dass Leben zu hassen scheint?
(2) oder anders ausgedrückt: Mit Geld kann man weder Gesundheit noch Hoffnunf, Beistand, Freundschaft oder Lebensfreude erkaufen!
(3) Ich stehe auf die klassische Weise der Kontaktaufnahme mit Menschen. Womöglich muss ich mit Internetportalen wie hospitalityclub erst genügend positive Erfahrungen sammeln, bevor ich meine Meinung ändere. Bisher bleibe ich aber dabei. Ich möchte persönlich Menschen kennenlernen!