Donnerstag, 17. September 2009

Joseph - Seminarist nach Pensierung

Es ist kalt geworden, es schüttet, gestern Nacht hatten wir einen echt heftigen Sturm (falls ich das noch nicht erwähnt habe) Kein Wunder, daß ich krank bin!
Man hätte mich hier fast für verrückt erklärt, als ich meinte heute aus dem Haus gehen zu wollen.
Mit etwas Schwierigkeiten haben wir dann aber doch noch einen Regenschirm im Haus gefunden. (sie waren selbst von siche erstaunt einen Regenschirm zu besitzen^^)
Die Kamera hab ich aus Angst sie zu beschädigen auch gar nicht erst mitgenommen... und lange war ich auch nicht fort. Bei dem Wetter und dem Schnupfen ist das nicht ideal, also war ich auch nur unter Dach... (das Photo habe ich vor ein paar Tagen aufgenommen)

Und, meine letzte Mission ist auch erfüllt: Das Interview mit Seminarist Jospeh. Wirklich jedes Gespräch, Interview, jeder Tag bringt Neues.
Ist schon komisch, daß Jospeh der letzte auf meiner Liste war, mit dem ich das Interview durchführte, schließlich war er die erste Person, die ich in Monaco traf. (und derjenige, der mir an meinem ersten Tag das Eis ausgab^^)
Nur kurz, Joseph stammt aus einer religiösen, italienischen Familie, bereits im Alter von 6 Jahren war ihm klar, daß er dazu berufen ist Pfarrer zu werden. Doch als eines von 8 Kindern musste er bald einen Beruf ergreifen, um schnell eigenständig und finanziell unabhängig zu werden. So wurde er bald Ingenieur und erst nach 42 Jahren Berufstätigkeit hat er im Rentenalter von 56 Jahren die Ausbildung zum Pfarrer begonnen.
Nach all den Jahren der Arbeit hat er endlich seinen Traum erfüllen können. Dies war für mich sehr faszinierend, alleine die Tatsache zu sehen, daß sich Träume so lange bleiben und trotz aller Umstände realisiert werden können war schon interessant, aber zudem fiel mir auf, daß er wahrscheinlich viel mehr Lebenserfahrung mitbringt, als so manch anderer Seminarist!
Auch in die Ausbildung der Pfarrer habe ich einen Einblick bekommen. Auch, wenn es Jospeh schwer fällt, nach so vielen Jahren wieder zu studieren, gefällt es ihm sehr, neues zu lernen, besonders die Vielfalt der Lehren weiß er zu wertschätzen. Das einzige nachteilige an der Ausbildung der Pfarrer im Sanctuaire Laghet ist es, daß sie lediglich zu sechst Unterricht haben, wovon nur 2 Seminaristen Monaco zugeteilt wurden. Aber ich denke, daß ist bei uns in Deutschland (in der Diaspora nicht anders) Ich kenne in Dtl.keinen einzigen Seminaristen!
Es war auf jeden Fall mal wieder ein sehr schönes Zeitzeugnis.
Ich bin wirklich davon überzeugt, daß es mehr die Begegnungen mit Menschen sind, die meine Reise für mich zum Erfolg werden lassen.

Eigentlich ist mein Reise-Vorhaben nun hier beendet, aber, genau jetzt habe ich so viele Kontakte, daß es wirklich schwer fällt das Land zu verlassen. Henri und seine Familie sind wirklich wichtige Freunde für mich geworden, Ferrua, Joseph, die Jugendlichen der Aumônerie.

Da mir noch etwas Geld übrig bleibt, will ich gerne noch das ozeonographische Museum besichtigen. Ich hoffe, daß das morgen möglich ist, aber es ist mal wieder ein ziemlich heftiger Regen/Sturm angesagt, daß ich nicht sicher bin aus dem Haus zu gehen. Mal schauen, wann ich das noch machen kann, immerhin muss ich nicht an einem bestimmten Datum nach La Garde zurückkehren. Ich will mich verabschieden, ich will Monac noch einmal in der Sonne sehen, ich will mit meinen neuen Freunden in Kontakt bleiben und schließlich auch mal die Zeit finden, um über all die Erfahrungen in Ruhe nachzudenken, Zeit für mich zu nehmen, Zeit der Reflexion. Das brauche ich wirklich in dem ganzen Chaos hier =)

Erkenntnisse des Tages:
(1) Die Menschen hier sind mir wirklich ans Herz gewachsen.
(2) Ich brauche dennoch einfach mal Zeit für Ruhe, Zeit für mich, eine solche Reise ist nicht nur Zuckerschlecken!