Sonntag, 6. September 2009

Je vous salue Marie

Heute war mal wieder ein sehr arbeitsreicher Tag.
Als ich morgens eingeladen wurde mit meinen Gastgebern ins Kino zu gehen und den neuen Disneyfilm "La Haut" zu schauen, hab ich schweren Herzens absagen müssen. Nunja, das hatte mehrere Gründe, 1.wollte ich hier vor Ort zur Kirche (in eine andere als gestern), 2.finde ich, dass Sontagmorgen kein geeigneter Zeitpunkt für Kino ist und 3.war mir das Geld zu schade, obwohl ich La Haut schon mal gerne gesehen hätte.
Also habe ich gleichzeitig mit ihnen das Haus verlassen, bin aber in die andere Richtung losgelaufen. Erstmal hatte ich Schwierigkeiten die richtige Kirche zu finden.

Nach 20 Min am Strand-Entlang-Laufen stant ich (endlich) vor einer kleinen, hübschen Kapelle. Ich war gerade noch in der Zeit (11h00).

Als ich dann aber hineinging, musste ich bemerken, dass kein Mensch dort war, ab und zu ein paar Leute die eine Kerze anzündeten, aber auch wieder verschwanden. So saß ich einige Minuten in der Kirche bevor ich mich entschloss, das französische "Gegrüßet seist du Maria" zu singen.

Ich kniete ganz vorne und nach ca. 10 Minuten drehte ich mich vorsichtig um, weil ich glaubte den Blitz eines Photoapparates wahrgenommen zu haben und tatsächlich. Ca 20 Menschen knieten in den Reihen hinter mir, manche machten Photos von der Kirche, andere von mir... mir blieb erstmal der Atem stehen.
Fing die Messe später an, als ich dachte oder hatte ich mit meinem Gesang die Leute angelockt?
Nach weiteren Minuten, die ich in Stille verbrachte, sollte ich feststellen, dass es sich eher um letzteres handelte, denn so plötzlich sie gekommen waren, so schnell ging auch einer nach dem anderen fort. Dennoch hinterließ der ein oder andere von ihnen ein kleines Kerzenlicht vor der Statue der Hl.Maria. Das Erlebnis hat mich doch echt gerührt.
Als ich raus ging, war ich schon wieder im Getümmel der Leute, scheinbar war das Getrubel, was ich für den normalen Markt gehalten hatte, nicht ein Markt, sondern eine größere Aktion - der wahrscheinlich größte Flohmarkt, den ich bisher erlebt hatte. Ich versuchte mir einen Weg durch die Menschenmassen zu erbahnen bis ich zufällig den Wegweiser Richtung "Notre Dame de la Mer" fand. Ah, also war ich bei der falschen Kirche.

Also bin ich dort hingeeilt, es war natürlich wesentlich mehr los, als in der kleinen Strandkapelle, aber dafür war die Kirche wirklich wirklich sehr modern, vielleicht etwas zu modern für meinen Geschmack.
Da ich nur noch das Ende der Messe mitbekommen habe, kann ich darüber nicht allzu viel berichten, und den Mann, den ich aus der Bibliothek kannte und der mich zur Messe eingeladen hatte, habe ich auch nicht mehr gesehen oder wiedererkannt... es waren unheimlich viele Leute da und dazu kam eben, dass nach der Messe kaum Zeit und vorallem kein Platz war, weil direkt vor den Kirchentoren schon die Stände des Flohmarktes aufgebaut waren.
Es war wirklich die ganze Stadt zugepflastert mit Krimskrams... das kommt auf dem Bild gar nicht so wirklich raus.

Natürlich habe dann auch ich mal eine kleine Tour gemacht. Man konnte wirklich fast alles finden. Von Kindern, die Kuscheltiere verkauften, über Spiele, Elektronik, CDs, DVDs, Schallplatten, Bücher, provenzalisches Porzellan und Stoffe, Geschirr bis hin zu Möbelstücken war alles zu finden. Aber auch richtige Händlern mit Neuware waren vertreten... dementsprechend war auch seeeehr viel los.

Vezweifelt habe ich nach dem Spiel "Jungle Speed" gesucht, was ich gerne mit nach Hause gebracht hätte und es in Dtl. bekannt machen würde - aber ich war erfolglos. Dennoch fand ich tausende interessante Spiele, aber nicht nur mein Budget ist limitiert sondern auch der Platz in meinem Koffer, der ja schon auf der Hinfahrt nach Cagnes-sur-mer sehr voll war =)

Was ich jedoch sehr bald fand, war eine kleine Aufmerksamkeit für Aude. Vor ein paar Tagen hatte sie sich ein Kochbuch gekauft, in der Rezepte für Partygerichte in kleinen Gläsern erklärt wurden. (Desserts, Apperitifs) ist echt süß, aber da sie leider noch keine Gläschen hatte, brachte ihr das nicht viel.
-> nun hat sie die wirklich hübschen, kleinen Gläschen! Sie hat sich auch riesig darüber gefreut und ich mich natürlich wiederrum über ihre Freude!
Ansonsten habe ich nur noch ein paar Souvenirs und Geschenke für Familie und Freunde gefunden und leider leider kein Geburstagsgeschenk für Alexis, der am Donnerstag Geburstag feiert.

In der Hitze fast verglühend bin ich zurück ins kleine Appartement, wo wenigstens eine leichte Brise Wind wehte und wir gemeinsam zu Mittag aßen.

Noch während der Sieste von Arthur bin ich dann wieder los nach Monaco getigert und während ich mir die Photos auf der Zugfahrt anschaute, musste ich mit Entsetzen feststellen, dass die Batterie meines Photoapparats den Geist aufgab und nach Stromversorgung bettelte. Na toll!

Bei Sainte-Dévote angekommen, wartete ich die Gemeindemitglieder ab und saß eine Weile vor der Kirche, um "Arme" zu finden. Wie mir ja Ferrua erklärt hatte, kämen ja öfters Arme auf der Durchreise vorbei, die sich in Monaco erhoffen etwas vom Reichtum abzubekommen.
Ab und zu ruhte sich eine Omi mit Einkaufstüte auf den Bänken vor der Kirche aus aber hilsbedürftig sahen die alle nicht aus.
Erst dachte ich heute mal ins Ozeanographische Museum zu gehen, aber ich entschied, das dann zu machen, wenn mir denn in der letzten Woche noch genügend Geld zur Verfügung stehen sollte... so saß ich also mitten in der Hektik und Sonne Monacos vor Sainte-Dévote. Das klingt vielleicht langweilig, war es aber gar nicht, denn ich konnte mir in aller Ruhe die Zeit nehmen, um den Studienbericht weiter zu planen. Ich schrieb sogar einen Abschnitt und mir kamen äußerst gute Ideen, die ich noch versuchen werde zu realisieren. Mehr werde ich aber noch nicht verraten... aber seid gespannt auf meinen Bericht. Mir gefällt die Planung und bisherige Ausarbeitung sehr!

Um 18hoo war dann Messe, es waren wieder viele ältere Menschen da, aber mehr als ich sonst aus Monaco gewohnt war. Puh, 3 Messen am Wochenende... ich glaub das war selbst mir zu viel =) Nach der Messe berichteten einige von der Wallfahrt nach Lourdes, die Reise ist wohl sehr gut verlaufen, nun ist der Bischof auch wieder in Monaco (sie sind gestern Abend alle wiedergekommen) Dann kann ich ja morgen oder übermorgen die Neuigkeiten erwarten!

Zurück zuhause setzte ich mich daran, Diakon Ferrua eine lange Email zu schreiben und ihn nach den mir fehlenden Informationen zu fragen und nachzuhorchen, ob sich denn schon Neues bezüglich des Treffens mit dem Bischof ergeben hat.
Dann Dîner und Tagebuch schreiben, Abtippen am PC und etwas Recherchen fürs Studium, was ja auch bald auf mich zukommt... wann muss ich wo sein? Was brauche ich noch alles? So viel wäre noch alleine dafür vorzubereiten habe... puh. Jetzt erstmal schnell ins Bett. Morgen ist zwar wieder Ruhetag der Kirche, aber um 7hoo kann ich mit dem Weckdienst Arthur rechnen und sobald er in der Kinderkrippe ist, werde ich Aude helfen, die Kinderklamotten (es sind einige Kisten) nach Größen zu sortieren.

Erkenntnisse des Tages:
(1) Es macht unheimliche Freude, die Freude anderen zu sehen.
(2) Durch einfache Gesänge kann man Menschen in die Kirche "locken" oder auch vom Tourist zur Touristenattraktion werden =)

(3) Auch, wenn es beim Glauben nicht auf das Gebäude Kirche ankommt, sollte man doch ein Mindestmaß an Traitionalität beibehalten, sonst ergeben sich solche abstrakten Kirchengebäude (s.o)